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VIDEO-SKULPTUR
RETROSPEKTIV UND AKTUELL
1963-1989


Katalogbeitrag GRAF+ZYX

AUSSTELLUNG

KATALOG

VIDEOPROGRAMM

GRAF+ZYX arbeiten seit 1980 zusammen. Neben ihrer vielfältigen eigenen künstlerischen Arbeit unterhalten sie noch ein Musik- und Videoproduktionsstudio. Ihre Videoskulpturen und -installationen sind im Spannungsfeld dieses multimedialen Gesamtrahmens zu sehen. In ihren Arbeiten sind die Monitore in Konstruktionen untergebracht, die zwischen Skulptur und Möbeldesign anzusiedeln sind, die Bänder mit ihrer synthetisierten Bildlichkeit zeigen sich Designideen verpflichtet. Sie verarbeiten Zeichen und Zitate aus unserer Medienwelt und bringen sie in eine neue Form. Dabei wird die ursprüngliche Leere und Trivialität der Zeichen zwar transformiert, aber nicht in ein dagegengesetztes Bezugssystem gebracht; die Zeichen gerinnen zum Ornament. Mit diesem Verfahren, sich Leerformen anzueignen, zu einem Gesamtkunstwerk zusammenzusetzen und dem eigenen Stil zu unterwerfen, kommentieren Graf/ZYX zugleich Zeitphänomene.

The 88 Voyeur, 1988, Monitor, Videoband, Holz, Acrvl, Pigmente, 225 x 90 x 40 cm

Inquirer:
Herr Rot sie heißen ja nicht wirklich ROT. Können wir ihren echten Namen erfahren?

R.ROT:
Natürlich nicht. Wozu auch.
Als Künstler trete ich als R.ROT auf, das muss genügen. Privat bin ich ja ganz anders müssen sie wissen.

Inquirer:
Heißt das, dass sie privat eher konservativ sind, dass sie dem Publikum den Roten Rot vorspielen?

R.ROT:
Ich habe nicht die geringfügigste Lust irgendetwas über irgendein Privatleben auszuplaudern, hier. Das wäre geschmacklos. Die Intimität muss jedenfalls gewahrt bleiben.

Inquirer:
Das heißt, dass sie Theater spielen, dass sie eine Illusion verkaufen?

R.ROT:
Das heißt, dass ich gespalten bin. Heute geht das nicht anders, alle sind gespalten. Wie sollte ich anders sein?

Inquirer:
Sie schwimmen also mit dem Strom?

R.ROT:
Wenn ich das nicht tun soll, müssen sie mir auch sagen in welche Richtung es gehen soll. Immer dagegen ist Blödsinn, immer abseits macht kränker als ich es ohnehin schon bin.
Aber privat bin ich ja ganz anders, einem R.ROT ist der Exzess lieber.

Inquirer:
Sie lassen sich also nicht fassen, sie wollen sich nicht festlegen und machen dauernd Ausflüchte.

R.ROT:
Mein gutes Recht. Soll ich für einen Pappenstiel meine Seele verkaufen?
Ich müsste übergeschnappt sein.
Ich heiße also R.ROT. Alle meine Väter haben schon ROT geheißen.

Inquirer:
Schwierig ist es mit ihnen, weil sie eben nichts über sich erzählen wollen.

R.ROT:
Aber, aber. Ich erzähle ihnen jede Menge über R.ROT. Ich weiß nur nicht wen das alles interessieren wird.

Inquirer:
Haben wir etwa doch etwas über sie herausgelöst? Einen Anflug von Minderwertigkeitsgefühl zum Beispiel?

R.ROT:
Keineswegs. Ein R.ROT fühlt sich nicht minderwertig. Manchmal begehe ich halt den Fehler mit der Vernünftigkeit des Publikums zu rechnen. Verzeihen sie alle an den Rundfunkgeräten.

Inquirer:
Herr Rot ich danke ihnen für das Gespräch.

R.ROT:
Nichts zu danken, sie zahlen ja dafür.

(Inge Graf/ZYX, »Interview mit R.ROT am 11. Juli 1979«, in: The 88 Voyeur, 1988)


Raum-Schiff 1988, Videotisch: Monitor, Videoband, Eisen, Glas, Acrvl, Leinen, 65 x 200 x 90 cm, Atelieraufnahme

T for 2, 1987, Monitor, Videoband, Holz, Aluminium, Acryl auf Leinen, 195 x 122 x 65 cm, Atelieraufnahme